Soziale Beziehungen

Stimmigkeit ist das wichtigste Ziel, das es anzustreben gilt, um gesund zu sein oder zu werden.
Das Bedürfnis der Menschen nach sozialen Beziehungen ist sehr unterschiedlich, die Stimmigkeit ist jedoch vorrangig. Für manche ist das Alleinsein stimmig. Für viele ist das Bedürfnis nach sozialen Beziehungen vorrangig. Heilsam ist es nur, wenn es stimmig ist.
Im Folgenden beschäftigen wir uns mit den Themen Alleinsein, Beziehungsklärung und Verbundenheit.

Im allgemeinen ist der Patient eingebettet in einen Kreis von Familie und Freunde. Diese sind genauso geschockt und geängstigt wie der Patient selbst. Aus diesem Grunde sind sie genauso bedürftig und bedürfen der Betreuung.

Beziehungsklärung

Eine Krebserkrankung ist ein besonderer Anlass und eine besondere Herausforderung, Beziehungen zu Angehörigen und Freund*innen zu klären.

Als erste Reaktion auf die Diagnose ist meist ein Erschrecken gegenwärtig. Wie bedrohlich wird das angekündigte Leiden sein? Angst wird mobilisiert und bei vielen auch Schuldgefühle und/oder Vorwürfe.
Darüber reden kann hilfreich sein, wenn man eine Art und Weise findet, die die emotionale Spannung für alle Beteiligten löst und nicht verstärkt.

Zusammenfassung:

    Wenn Sie Angst, Vorwürfe, Schuldgefühle oder andere belastende Gefühle spüren: nehmen Sie diese wohlwollend als Warnlampen an: Hier gibt es was zu klären.
  • Finden Sie in sich selbst hinter diesen Gefühlen positive Bedürfnisse, Wünsche und Anliegen, wie z.B. nach Schutz, Geborgenheit, (Ur-)Vertrauen, Mut, gute Zusammenarbeit, Liebe, Zärtlichkeit
  • Sprechen Sie in Zukunft immer mehr über Ihre positiven Motivationen, Ihre Bedürfnisse, Ideale, Wünsche und Anliegen.

Verbundenheit

Auf nahezu jeder Ebene ist das Leben ein kollektiver Prozess, eine gemeinsame Vision, ein „einer für alle und alle für einen“. Gemeinsam fühlen wir Menschen uns sicherer, sind entspannter und mutiger.

Zusammenfassung:

Starke soziale Verbundenheit führt zur

  • Steigerung der Langlebigkeit
  • Stärkung des Immunsystems
  • Größerer Widerstandsfähigkeit
  • Schnellerer Erholung nach Anstrengungen und Krankheit .
  • Verringerung von Ängsten und Depressionen und vielen anderen psychischen Erkrankungen
  • Stärkung von Selbstbewusstsein, Vertrauen und Empathie
  • Sinnfindung
  • Vermehrung von Lebensfreude

Familie und Freunde

Vor noch nicht allzu langer Zeit galt Krebs als Tabuthema. Für viele galt Krebs sogar als ansteckend. Das bedeutete, dass der Patient völlig allein war mit seiner Erkrankung, mit seinen Sorgen und Nöten, seinen Ängsten und seinem Schmerz. Der Patient mochte seine nächsten Mitmenschen nicht ansprechen, um sie nicht zu belasten. Die Angehörigen mochten ihn nicht ansprechen, um ihn nicht zu belasten. So war der Patient allein und isoliert, meist bis zu seinem Tod. Nur die gelegentlichen Arztbesuche durchbrachen seine Einsamkeit.

Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei. Einen großen Anteil daran trägt Miltred Scheel. Wikipedia schreibt: Mildred Scheel hat das Tabu gebrochen, nicht offen und frei über Krebs im Allgemeinen sowie über Unterleibs- und Prostatakrebs im Besonderen zu sprechen. 1974 gründete sie die Deutsche Krebshilfe. Sie gewann die Ärzteschaft zur Mitarbeit. Sie half mit, Selbsthilfegruppen bei Krebs zu gründen. Krebs-Selbsthilfegruppen sind nach der Akutbehandlung häufig erste und wichtige Anlaufstellen für Patienten. Aus dem Erfahrungs- und Gedankenaustausch mit Gleichbetroffenen können Patienten Mut und Zuversicht schöpfen.

Ebenfalls in den 70-er Jahren begann, sich die Psychoonkologie zu etablieren. Anfänglich befasste sich diese Disziplin mit den psycho – sozialen Fragen und den psycho-somatischen Fragen der Krebserkrankung zu beschäftigen. Letzterer Punkt trat zunehmend in der Forschung den Hintergrund und gewinnt erst heutzutage wieder über die Psychoneuroimmunologie ( PNI ) an Dynamik.

In der Psychoonkologie gilt inzwischen das Angebot einer Unterstützung nicht nur für den Patienten, sondern auch für die nächsten Angehörigen und Kinder. Der stärkste Stressbelastung trägt im Übrigen in den meisten Fällen der nächste Angehörige und bedarf einer besonderen Unterstützung. Ich habe in meiner Praxis nicht selten erlebt, wie dieser auf den Stress mit eigener Krankheit reagiert hat.
Das ONKO Internetportal der Deutschen Krebsgesellschaft schreibt: Wenn ein Elternteil an Krebs erkrankt, leiden die Kinder mit. Ihr Kummer äußert sich jedoch anders als bei Erwachsenen.

Kleinere Kinder können ihre Sorgen und Ängste meist noch nicht in Worte fassen. Und auch Jugendlichen fällt es manchmal schwer, ihre Gefühle auszudrücken. Es ist deshalb wichtig, Kinder krebskranker Eltern gezielt zu unterstützen.

Die Unterstützung von Familie, Kindern und Freunde trägt sicherlich dazu bei, den Krankheit besser zu verarbeiten. 

Zusammenfassung:

  • Nicht nur der Patient leidet unter der Erkrankung, sondern auch die Familie, Freunde und Kinder. Sie brauchen Hilfe, um offen mit der Situation umzugehen, die Isolation des Patienten zu durchbrechen und mitzuhelfen, dass der Patient wieder gesund wird.

Dies ist eine Zusammenfassung nach über 30 Jahren ärztlicher Tätigkeit und Erfahrung mit Krebspatienten.

Eigeninitiative:

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