von Britta Schmitt-Renz
aus „Zeitschrift für Systemische Strukturaufstellungen (Ausgabe 12 / 2018)“:

Zusammenfassung
Am 23. und 24. Juni 2017 fand in Hamburg ein Kongress mit rund 250 Teilnehmenden statt, um der Frage nachzugehen, welche Faktoren unabhängig von onkologischen Therapien zu sogenannten Spontanremissionen, d.h. zu einem Kleinerwerden oder nicht mehr Weiterwachsen oder – seltener – vollständigen Verschwinden von Tumoren, beitragen. Die Ärztin Britta-Schmitt-Renz hat diesen Kongress besucht, ausgewählte Referenten inter- viewt und gibt in ihrem Artikel Einblicke in das Forschungsgebiet ‚Salutogenese bei Krebs’.

 

Der Begriff Salutogenese ist ein von dem israelisch-amerikanischen Medizinsoziologen und Stressforscher Aaron Antonovsky (1923 – 1994) in den 1980er Jahren gebildeter Neologismus. Er besteht aus den Wörtern salus (lat.), d.h. Gesundheit, Heil und genesis (gr.), d.h. Entstehung, Entwicklung und beschreibt somit die Entstehung von Gesundheit und alle Faktoren, die zu einer gesunden Entwicklung beitragen.

Antonovsky prägte den Begriff der Salutogenese als komplementäre Sichtweise zur Pathogenese (pathos [gr.], d.h. Schmerz, Leiden). Die Pathogenese beschäftigt sich mit der Entstehung von Krankheit und bestimmt das (bisherige) schulmedizinische Denken. Siehe hierzu u.a.

• Antonowsky, A., Franke, A. (1997). Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit.Tübingen: dgvt
• Vortrag von Antonovsky im Jahr 1990 in Berlin, http://www.angelfire.com/ok/ soc/aberlim.html
• BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2001). Was erhält Menschen gesund? Antonowskys Modell der Salutogenese – Diskussionsstand und Stellenwert. Band 6 der Reihe „Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung“. Köln,‘
• Holzaht, K. , Korsmeier‚ S., Gesundheit systemischer fördern’ – Salutogenese im GPA-Schema, in SyStemischer 6/2015

Die salutogenetische Perspektive beinhaltet auch einen Wechsel der Sichtweise, die man zu Krankheit und Kranksein einnimmt. Und fordert von den Patienten zumindest teilweise das Hinaustreten aus einer Haltung als “Duldender” (patiens [lat.], d.h. geduldig, aushaltend, ertragend) in eine autonome, kompetente und für seine Gesundheit mitverantwortliche Position.

Im Jahr 2013 gründeten Dr. Wolf Büntig (Penzberg), Dr. Günther Linemayr (Wien), Theodor Petzold (Bad Gandersheim), Dr. Hansjörg Ebell (München), Dr. Walter Weber (Hamburg) und Monika Weber (Hamburg) den Arbeitskreis Salutogenese bei Krebs (ASK). Ziel war es, zu erkunden, welche Faktoren außer Genetik und karzinogenen Reizen – Stress, Ernährung, Einstellung zum Leben und Umgang mit der Erkrankung, Sport, psychische Unterstützung, Gewohnheiten – einen Einfluss auf Entstehung,Verlauf und Ausgang einer Krebserkrankung haben.

Auf Einladung dieses Arbeitskreises trafen sich auf einem internationalen Kongress vom 23. – 24. Juni 2017 in Hamburg rund 250 Menschen, Therapeut*innen und Betroffene, um der Frage nachzugehen, welche Faktoren unabhängig von onkologischen Therapien zu sogenannten Spontanremissionen beitragen. Unter einer Spontanremission versteht man im allgemeinen, dass ein Tumor ohne spezifische Therapie kleiner wird oder zumindest nicht weiterwächst, wobei er aber im weiteren Verlauf jederzeit erneut beginnen kann zu wachsen. Spontanremission ist dabei nicht gleichzusetzen mit Spontanheilung. Eine Spontanheilung ist eine vollständige Spontanremission, bei der ein Tumor auf Dauer ganz verschwindet und keine erneuten Krankheitszeichen auftreten.

Den gesamten Kongress Bericht finden sie hier.