Begeisterung ist eine angeborene Fähigkeit – Begeisterung ist helle Freude, Entzücken, freudige Euphorie, erquickende Ermunterung, glühendes Interesse, feuriger Eifer, Elan, Feuer, Inbrunst, Rausch. Die alten Griechen sprechen von Enthusiasmus, dessen ursprüngliche Wortbedeutung „von Gott erfüllt“ (en theos) oder von Gott inspiriert (eingehaucht) meint.

„Begeisterung ist der Dünger für das Gehirn“, so drückt es der Göttinger Neurologe Gerald Hüther aus. Jedes Mal kommt es dabei zur Aktivierung der emotionalen Zentren. Die dort liegenden Nervenzellen haben lange Fortsätze, die in alle anderen Bereiche des Gehirns ziehen. An den Enden dieser Fortsätze wird ein Cocktail von Botenstoffe ausgeschüttet. Diese Botenstoffe sind sozusagen als Fährboten zwischen den Nervenenden tätig und gewährleisten die Kommunikation im Gehirn. Alles, was in unserem Hirn abläuft, ob Emotion, Stimmung, Denken, Entscheiden, Erinnern, Bewegung, hängt von ihnen ab. Die neuroplastischen Botenstoffe schaffen dabei etwas, was die Routinebotenstoffe nicht können: Sie erreichen die hinter den emotionalen Zentren liegenden Nervenzellen über Nervenrezeptoren, so dass in einem weiteren Prozess in den Zellkernen neue Gene abgeschrieben werden. Diese bringen nun nachgeschaltete Nervenzellverbände dazu, verstärkt bestimmte Eiweiße herzustellen, die das Auswachsen neuer neuronaler Fortsätze, die Bildung neuer Kontakte und die Festigung und Stabilisierung aller jener Verknüpfungen einleiten, die das Hirn zur Lösung eines Problems oder zur Bewältigung einer neuen Herausforderung benötigt.

Jeder kleine Sturm der Begeisterung führt also dazu, dass im Hirn ein sozusagen selbsterzeugtes Doping abläuft. So werden all jene Stoffe produziert, die für Wachstums- und Umbauprozesse von neuronalen Netzwerken gebraucht werden. Unser Hirn ist der größte Drogenproduzent!

Das Hirn wird demnach nicht so, wie wir es benutzen, sondern so, wie wir es mit Begeisterung benutzen. Kinder begeistern sich am Tag 20- bis 50-mal, es geht von Kopf bis Fuß ein Glucksen, eine wellenförmige angenehme Erregung – deshalb lernen Kinder so schnell und auch so viel auf einmal. Begeisterung synchronisiert sämtliche Vorgänge im Körper.

Je älter wir werden, je weniger wird leider die Begeisterung – statistisch gesehen.

Wo ist nun die Begeisterung geblieben – in der Schulzeit haben Kinder noch ca. 10-mal am Tag sich gefreut, dies jedoch vornehmlich außerhalb der Schule. Im Berufsleben gab es Freude anfangs vielleicht noch einmal am Tag, später nur noch 1-mal die Woche, dann noch Ostern und Weihnachten.

Gegenläufig sozusagen zum Maß an Begeisterung entwickeln sich die Krankheiten, die Ängste, die Depressionen, die Starrheit. Und die treten nicht altersbedingt auf, sondern aus emotionaler Entgeisterung!

Damit Menschen sich verändern können – und das muss jeder „Kranke“, der nach Heilung strebt – braucht es Begeisterung! Bettina Flossmann, die einen Heilungsweg aus Krebs geht, erzählt, dass sie Begeisterung für ihr Leben erst einmal lernen musste. Das Hauptgefühl nach der Diagnose war ja Angst: Angst vor dem Leben und Angst vor dem Sterben.

So übte sie Tag für Tag neben vielen heilenden Bildern auch die Begeisterung für ihr neues Leben. Auf dem Trampolin sprang sie jeden Tag eine halbe Stunde zu der Musik „I love my life“. Und sie berichtet, die Begeisterung wurde von Tag zu Tag mehr, es fühlte sich besser und echter an, ja, sie erlebte tiefe Freude und Begeisterung für ihr Leben. Heute sagt sie in ihren Vorträgen: „Ich fühle mich großartig.“

Begeisterung ist frei, unmittelbar, ganzheitlich, schöpferisch und quietschlebendig. Mit der Begeisterung lernt das Gehirn neu zu fühlen, zu denken, neu zu leben. Begeisterung ist – wieder – erinnerbar und lernbar! 

Übungen und Inspirationen: 

  • Machen Sie eine lange Liste von all den Dingen, Situationen, Erlebnissen, die Sie in ihrem Leben begeistert haben
  • Erinnern Sie sich daran: Fühlen Sie erneut die Gefühle der Freude, erleben Sie ihren Körper wach und lebendig, seien sie präsent, als ob diese glücklichen Erinnerungen gerade jetzt sich ereignen – atmen Sie sie ein, hören Sie, sehen sie, schmecken sie, tasten sie – so wird aus einer Erinnerung eine Erfahrung im Hier und Jetzt.
  • Springen Sie immer wieder wie ein kleines Kind in Vorweihnachtsfreude
  • Tanzen Sie nach Liedern, die Sie an „gute“ Zeiten erinnern
  • Malen Sie Bilder, die sie begeistern
  • Gehen Sie durch die Natur, als ob sie gerade erwacht
  • Nehmen Sie Kontakt zu ihrem Umfeld auf – staunend wie ein kleines Kind
  • Versuchen Sie die Welt und sich wieder neu zu sehen und zu erleben
  • Üben Sie zu lächeln: Lächeln Sie sich selbst im Spiegel an, lächeln Sie ihre inneren Organe an, lächeln Sie ihre Zellen an, lächeln Sie ihr Leben an, lächeln Sie ihre glückliche Zukunft an…