Ohne die Angst gäbe es keine Helden.
-Franz Friedrich Kovacs

Früher waren es die Dämonen und Geister, die die Menschen ängstigten und sie projizierten ihre Schattenseiten und Ängste nach Außen – in das, was sie nicht kontrollieren konnten.

Da sorgten Monster für Alpträume, Drachen saßen auf den Quellen des Lebens, Dschinns bewachten heilige Höhlen und Teufel trieben ihr Unwesen im Miteinander der Menschen.

Häufig begannen die Märchen mit dem Satz: „Der König ist krank.“
Jungianisch interpretiert steht der König für das herrschende Bewusstsein oder das

dominierende Prinzip, also: Der Zeitgeist ist krank.

Irgendwann in den Märchen und Sagen taucht dann zum Glück ein Held, eine Heldin auf.

Jemand, der anderes denkt, fühlt und weiß. Oft für dumm und blöd verkauft, entpuppt dieser sich als Weiser, der den wahren Grund der Krankheit erkennt und sie als Verlust irgendeiner Form von Schatz, von Lebensquelle, von hohem Gut identifiziert.

Und immer wieder erzählen die großen Menschheitsmythen von Helden und Heldinnen, die sich aufmachen, die Wahrheit hinter der Angst zu finden und zur Quelle aller Lebendigkeit vorstoßen. Viele scheitern und versteinern, doch immer wieder schafft es einer/eine durch den Raum von Angst, Entsetzen und Schmerz zu schreiten, Bewährungsproben zu überstehen, den Bösen zu stellen, zu töten, zu verscheuchen oder zu verwandeln.

So kann die verlorengegangene Energie wieder zurückgebracht und der König geheilt werden: Der Zeitgeist verwandelt sich, ja, das ganze Klima und Miteinander kann heilen:

ein heilendes Bewusstsein erwacht.

„Die Höhle, die du zu betreten fürchtest, birgt den Schatz, den du suchst.“
Joseph Campbell

So sind die alten Sagen und Märchen – doch auch heute noch wabert die Welt voller Dämonen, die wir geschaffen und gerufen haben und die sich in unserer Gesellschaft auch gut nähren.

Eines der größten Schreckgespenster unseres Zeitgeistes heißt Krebs.

Krebs kriecht wie ein Angstschatten durch das Land, verfolgt uns Menschen in Tagen und Nächten, die existentielle Furcht graviert sich ein in die Tiefen unseres Unbewussten: Du wirst sterben, du wirst leiden, es wird fürchterlich und furchterregend werden.

Heute erzählen diese Märchen die Zeitungen, die sozialen Medien, die Nachrichten, die Nachbarschaften, ja sogar die medizinischen Praxen und die Universitäten.

Prognosen deuten darauf hin, dass bald die Hälfte der Menschen unter Krebs leiden wird.

Untersuchungen sagen auch, dass viele Menschen gar nicht am Krebs selbst, sondern vielmehr an der Diagnose und Prognose sterben.

Dieser Nocebo Mythos ist uralt, ja, die Sufis erzählten ihn schon vor Hunderten von Jahren:

„Die Pest wollte in die Stadt. Der Bürgermeister, der sich sehr um seine Leute sorgte, ging auf die Pest zu und sagte: „Bitte, nimm nicht zu viele meiner Leute mit.“ Die Pest sagte: “Wenn du mich so bittest, nehme ich nur 1.000 und nur die ganz schwachen Menschen.“ Der Bürgermeister war damit einverstanden, denn in anderen Landesteilen hatte die Pest ganze Städte vernichtet und so dachte er, gut davongekommen zu sein. Er ließ die Pest in die Stadt und 6.000 Menschen starben. Dann zog die Pest wieder aus der Stadt und der Bürgermeister war unglaublich erbost und fühlte sich betrogen. Er schrie hinterher: „Du hattest mir versprochen nur 1.000 mitzunehmen und du bist ein Lügner, denn du hast 6.000 mitgenommen.“ Die Pest drehte sich um, blickte ihn ernst an und sagte: „Nein, ich habe mein Versprechen gehalten, ich habe nur 1.000 genommen – die restlichen Menschen sind aus Angst gestorben.“

Krebs fängt den Schatten ein – den individuellen und den kollektiven Schatten, nämlich die verdrängten, vernachlässigten oder auch ungelebten Seiten des Lebens.

Er verwickelt ihn in einen unlösbaren Knoten. Die unerlösten Traumen von Jahrtausenden, die ungeweinten Tränen, die erkaltete Wut, der Bann von Hilflosigkeit und Starre, der Wahnsinn des Entsetzens, die verborgene Scham, die tiefe Pein und die allumfassende Sehnsucht nach Fülle, Lebendigkeit und Liebe verwickeln und verdichten sich im Krebs in einen eisernen Knoten, den wir kaum mehr lösen und erlösen können.

So sind wir entfremdet von uns selbst, unserer Lebensquelle und der Weisheit, die in uns wohnt und uns verbindet

„Ich denke, also bin ich“ formt unser Sein und gleichermaßen unser Bewusstsein. Alles, was nicht in unsere Gedankenmuster und die darin verborgenen Glaubenssätze passt, wird ins individuelle und kollektive Unbewusste verdrängt. Es wird verschoben in den Körper, der zunehmend belastet und blockiert ist. Unsere Gefühle versiegen zur Maske, unsere Beweglichkeit versteinert, unsere Gemeinschaften erkalten, unsere Seele findet keine Heimat mehr in unserem Körper. So verlieren wir mit dem Gefühl zum Körper auch unsere Seele und den Geist eines Miteinanders. Wir isolieren uns von uns selbst und von allem, was lebt.

„Niemand rettet uns, außer wir selbst.
Niemand kann und darf das.
Wir müssen selbst den Weg gehen.“
Buddha

Vielleicht sind dort im Schatten, im Symptom, im Krebs unsere Gefühle komprimiert?

Vielleicht verdichten sie sich dort zu Materie, die eine Eigendynamik annimmt und sich dann sogar gegen uns wendet?

Vielleicht ist Krebs das Symbol unserer modernen Zeit, das uns isoliert von uns selbst und vom großen Ganzen? Die Krankheit wächst im gleichen Maße wie sich Heil-Sein und Heilung vermindert und deformiert. Ja, wir werden selbst zum Krebs, wir kämpfen um unser Überleben, einer gegen alle und alle gegen einen. Wir erschöpfen uns, statt uns zu erschaffen.

Krebs erscheint als der Dämon, der uns lähmt, peinigt und dann tötet. Krebs ist das Böse und wir sind die Opfer. Wir spüren die Not, wir fühlen die Angst, wir nehmen die Zerstörung wahr.

Doch – wenn du ganz fein, zart und leise in dich hineinspürst – kannst du den Weckruf von ganz tief unten hören?

Magst du dich gemeinsam mit uns aufmachen zur Reise der Heldinnen und Helden?

Vielleicht ist dort im Schatten das Gold unseres urmenschlichen Seins, ebenso wie das Potential einer lebendigen Kultur verborgen? Vielleicht finden wir in den Schattenwelten unsere unausgesprochene Lebendigkeit, Fülle und Weisheit wieder? Vielleicht schlummert genau dort die Essenz unserer Seele? 

„Ich wünschte, ich könnte dir,
wenn du einsam oder in der Dunkelheit bist,
das erstaunliche Licht deines eigenen Seins zeigen.“
-Hafiz

Was, wenn Krebs das Potential unserer Gefühle, unserer Verletzlichkeit, unserer Menschlichkeit in sich birgt?

Was, wenn wir Krebs nicht bekämpfen, sondern verstehen, erlösen und transformieren könnten?

In unserem Symposium Weckruf Krebs – Selbstheilung ist möglich www.medizinundbewusstsein2019.de und in unserem Online Campus Krebs & Co www.campus.collectivehealing.com bringen wir Forschung und Praxis, Betroffenheit und Mitmenschlichkeit zusammen, um das Thema Krebs von vielen Seiten zu beleuchten, zu durchdringen und zu verwandeln. Wir haben viele Menschen interviewt: Professor*innen, Menschen aus medizinischen Berufen, Erkrankte, die faszinierende Heilungswege gegangen sind und deren soziales Umfeld, das sie ermutigt, unterstützt und belebt hat. Sie alle sind Heldinnen unserer modernen Zeit!

Wir sind selbst eingetaucht in tiefe emotionale Prozesse, wir haben mitgelitten, gestaunt, gezweifelt und erkannt: Die Weisheiten der Heilung sind mitten in uns!

Wir glauben, es ist Zeit, den Weckruf zu hören und aufzuwachen – individuell und kollektiv gleichermaßen.

Wir glauben, es ist Zeit aufzubrechen, wie die Heldinnen und Helden alter Zeiten und durch die Schmerzen und Ängste uns unseren Weg durch die dunkle Nacht der Seele zu bahnen und den Schatz zu finden, der wir sind.

Wir glauben, es ist Zeit uns zu entscheiden und zu beginnen, uns zu weiten, uns zu öffnen, uns zu zeigen – authentisch, verletzlich und sprudelnd lebendig.

Wir laden dich ein, teilzunehmen und zu staunen über das, was möglich ist und wird, wenn wir die Räume der Ängste verlassen und zurück ins Vertrauen finden. Wir möchten dich inspirieren mit unseren Heldinnen und Helden zu bangen, zu hinterfragen und neue Wege zu gehen.  Wir möchten dich informieren über ermutigende Forschungen, die die Macht unseres Bewusstseins und die Weisheit des Körpers erahnen. Wir möchten dich teilhaben lassen an den Lösungsstrategien von Angehörigen und Freund*innen.
Wir möchten mit dir gemeinsam diesen Weg beschreiten – aus der Dunkelheit ins Licht.

Denn:

Wir sind die, auf die wir gewartet haben.
Wir sind die Veränderung, nach der wir suchen.

– Barack Obama

Herzlichst Alexandra